Alle Städte sind gleich, nur Venedig ist ein bissl anders.
Friedrich Torberg, Die Tante Jolesch

Es gibt eigentlich fast nichts mehr zu sagen über Venedig, steht sowieso alles auf Wikipedia oder in unzähligen Zeitschriften und Büchern – niedergeschrieben seit Jahrhunderten. Nur Weniges ist in der Lagunenstadt einem steten Wan­del unterzogen: Die Zahl der Einwohner des historischen Stadtzentrums, die Betreiber der Hotels und das kulinarische Angebot. Erstere verringerte sich zuletzt dramatisch – von 120.000 vor zehn Jahren auf knapp unter 60.000 heute. Viele Bewohner haben angesichts horrender Preise und sinkender Le­bensqualität die Stadt fluchtartig verlassen. 25 Millionen Touristen besuchen jährlich Venedig (doppelt so viele wie Rom). Also erzähle ich Ihnen in dieser Reisestory nicht viel über Brücken, Museen und die vielen überteuerten Luxusboutiquen – diese entdecken Sie am besten selbst. Wir widmen uns den wichtigsten Hotels, den neuesten Trends in der Gastronomie und den vielen kleinen versteckten Bars, die für Venedig so typisch sind.

Gourmet Veneziano

Seit jeher behaupten Gourmets und Italiener, dass man in Venedig nirgendwo ordentlich essen kann – was teilweise angesichts der zahlreichen Touristenfallen ja auch stimmt. Doch Liebhaber und Kenner dieser Stadt suchen zielstrebig eine der vielen kleinen Bacari auf, jene kleinen Bars, wo man zu den Cicheti (so nennen sie hier die kleinen belegten Brötchen und Imbisse) traditionell eine Ombra (0,1 Liter einfacher Wein) trinkt. Und hier triff man auch auf die echten Venezianer, vom Kanalräumer bis zum Rechtsanwalt oder Polizisten.
Und es gibt doch ein paar gute Lokale in Venedig; ein echter Klassiker ist zum Beispiel die Trattoria alla Madonna, die jeder einmal aufsuchen sollte. Hier gibts die besten Spaghetti Vongole der Welt und als Vorspeise empfehlen wir die Krabben in der Schale.
Gute traditionelle venezianische Küche gibt es auch in der Osteria di San Marina – hier wird aber auch kreativ gekocht, ohne den guten Geschmack zu vernachlässigen, was bei modernen Küchen oft der Fall ist.

Die Sterne von Venedig

Der Guide Michelin als Benchmark aller Gourmetkritiker adelt in Venedig erstmals seit der Zeit der Kreuzzüge gleich fünf Lokale mit einem Stern. Eines davon ist das MET im Hotel Metropole, das in den letzten fünfzehn Jahren als einziges Lokal Venedigs zwei Sterne hatte, bis sich vor etwa drei Jahren der Koch vertschüsst hat. Vor kurzem wurde endlich ein neuer, junger Chef gefunden, der sich für seine Anstellung gleich mit einem Michelin-Stern bedankt hat. Das ehrwürdige Café Quadri auf der Piazza San Marco hat bereits vor zwei Jahren damit begonnen, die kulinarische Ehre dieser Stadt zu retten, und das Lokal der Familie Alajmo aus Padua verpachtet, die sich bereits mit dem Restaurant Le Calandre Nahe Padua einen Stern erkocht hat. Das Quadri wurde zunächst umgebaut, die Küche modernisiert und ein neuer Chef engagiert: Silvio Giavedoni – und er revanchierte sich sogleich mit einem Michelin-Stern. Besonders praktisch ist die Weinkarte auf dem iPad, wo man in einer Datenbank zielsicher seine Lieblingsregion, -sorte oder das Weingut findet. Die Küche ist kreativ modern mediterran – die Gerichte oft mit verspielten, bizarr anmutenden Verzierungen versehen, was in dieser Liga leider immer wieder vorkommt. Die Gerichte sind gekonnt, die Preise versalzen (willkommen in Venedig), doch ausgerechnet der Hauptgang war eine bittere Enttäuschung: Fritto Misto – mit einer kaum essbaren, bitteren Senfsoße garniert – das können die in der Trattoria alla Madonna besser – um ein Viertel des Preises. Trotz diesem Ausrutscher ist das Quadri aus Venedig nicht mehr wegzudenken. Schließlich hat man von diesem Restaurant aus einen Blick auf die berühmteste Piazza der Welt – wenn man einen Fensterplatz bekommt.

Noch ein Lokal behauptet sich seit Jahren tapfer mit einem MichelinStern in der kulinarisch verarmten Lagunenstadt: Da Fiore – klein und eng und voller Touristen, aber nicht uncharmant. Begehrtester Platz ist ein Tischlein für zwei auf einer winzigen Terrasse direkt an einem kleinen Kanal. Die Qualität der Speisen wird dem Stern gerecht. Das jüngste Lokal, dem ein Michelin-Stern in Venedig verliehen wurde, ist das ORO im besten Hotel der Stadt, dem Cipriani. Das bekannteste Hotel Venedigs, bis vor kurzem unter der Orient Express-Flagge vermarktet, nennt sich nach Umfirmierung der Gruppe jetzt Belmond Hotel Cipriani. Die wichtigste Änderung war jedoch, den Restaurantmanager Carlo Tofani zu engagieren, der den verstaubten Laden ordentlich umkrempelte und als Chef den ersten Italiener, der je in Frankreich mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde, verpflichtete: Davide Bisetto. Sein Motto „Casual Dining auf Sterne-Niveau“ übersetzten wir nach dem hervorragenden Abendessen in „klassische, schnörkellose italienische Küche mit den besten Zutaten“. Jedenfalls ist das ORO unserer Meinung nach erster Anwärter Venedigs auf einen zweiten Michelin-Stern – wir werden ja sehen wie die Geschichte ausgeht. Die beiden letzten Sterne-Lokale in der Lagune sind Il Ridotto, ein kleines, modern eingerichtetes Gourmetrestaurant, weitab von den ausgetretenen touristischen Pfaden, wo man sich auf die Qualität venezianischer (Fisch-) Klassiker in neuer Interpretation konzentriert; sowie das Venissa, in einer idyllischen Lage auf der Isola di Mazzorbo gelegen, umgeben von Gärten und Weinreben. Leider ist das Venissa nur zur Hochsaison geöffnet, die angeschlossene Vinothek Via della Vina jedoch ganzjährig. Ein Besuch lohnt sich, denn die Nachbarinsel Burano muss man einfach gesehen haben, nicht nur der bunten Häuser wegen, sondern auch um neue Bettwäsche zu kaufen. Übrigens: in der Venissa kann man auch übernachten.

1Ca’Sagredo

Das Ca’Sagredo ist ein Small Luxury Hotel wie aus dem Bilderbuch:
Historisches Ambiente und dazu den besten Blick auf den Canal Grande.

Am Canal Grande, zwischen Ca ‘D’Oro und der Rialtobrücke, befindet sich ein beeindruckender Palast mit seiner Sammlung bedeutender Kunstwerke aus dem 16. und 17. Jahr­hundert. Die majestätische Residenz war Heimat der Sagredo-Familie, die für Ihre große Leidenschaft für Kunst bekannt war – und im Hotel Ca’Sagredo ist der Großteil dieser Samm­lung heute noch zu bewundern. Säle und Foyers des Small Luxury Hotels sind gespickt mit imposanten Kunstwerken und wertvollen Antiquitäten. Ge­mälde von Malern wie Tiepolo, Ricci oder Longhi be­finden sich darunter. Auch in den 42 Zimmern und großen Suiten ist man überwältigt von so viel Noblesse. Von den museal ausgestatteten Räumen blickt man entweder auf den Markt­platz von Rialto, den Campo Santa Sofia oder den Canal Grande. Trotz historischem Ambiente entspricht das Ho­tel den heutigen Standards eines 5-Sterne-Hotels, wenn man von den schiefen Bö­den ab­sieht, die sich im Lauf der Jahrhunderte um einige Zentimeter abgesenkt haben. Geizen Sie nicht herum und buchen Sie eine der Suiten mit Blick zum Canal Grande – man fährt ja nicht alle Tage nach Venedig. Chef Josef Klostermaier vom Hotelresta­rant L’Alcova ist für sein „Zurück zur Natur“- Konzept bekannt und kauft jeden Tag frisch am Rialtomarkt ein, der direkt vor der Tür liegt. Das traumhafte Frühstück direkt am Canal Grande lässt einen den Alltag schnell vergessen und zu einem Teil dieser zauberhaften Stadt werden.
Vom Ca’Sagredo sind alle Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß oder per Gondel erreichbar.
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www.casagredohotel.com

2Londra Palace

Im Londra Palace wird eindrucksvoll bewiesen, dass modernes Design
durchaus mit altem venezianischen Stil konveniert.

Bis vor zwei Jahren war das Londra Palace Mit­glied bei den Small Luxury Hotels. Dann hat man sich dem Marketing von Relais & Chateaux anvertraut – übrigens als einziges Haus in Venedig. Auf unsere Frage, worin der Unter­schied besteht, meinte der charmante Ho­tel­direk­tor, dass bei Relais & Chateaux mehr Wert auf die Küche gelegt wird. Nun, daran müssen die wohl noch arbeiten, so unser Eindruck nach dem Besuch des Restaurants. Aber das renovierte Haus selbst ist mit Sicherheit eines der schönsten und ge­pfleg­testen Hotels der Lagunenstadt. Mit viel Gefühl und Geschmack hat man das Haus ins 21. Jahrhundert hinein renoviert, alles passt und sieht nicht nur schön aus, sondern besteht aus wertvollen Materialien. Klingt zwar wie im Werbeprospekt, ist aber so. Die besten Zimmer sind natürlich jene mit Blick auf die Lagune und auf die für einige Zeit noch abends vorbeifahrenden riesigen Kreuz­fahr­tschiffe, die zu Venedig ebensowenig passen wie Marmelade zu Fisch.
Wer zu spät frühstückt, wird von dreihundertachtundsechzigtausend (derzeit meist chinesischen) Tagestouristen dabei beobachtet, die vormit­tags am Hotel vorbei zum Markusplatz gelotst werden. Tun Sie sich also den Gefallen und frühstücken Sie von neun Uhr. Oder buchen Sie einfach eines der wenigen Zimmer mit Ter­ras­se – mehr Ausblick geht sowieso nicht. Wer im Londra Palace wohnt, entgeht auch dem täglichen Stau am Markusplatz – von hier weichen Sie einfach dem Trubel aus. Auch für Ausflüge zum Lido oder den Inselchen Murano und Burano liegt das Londra Palace perfekt.
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www.londrapalace.com

3Hotel Danieli

In absehbarer Zeit werden die Hotelpaläste Venedigs von internationalen
Hotelgruppen betrieben werden – und das ist nicht immer von Vorteil.

Die amerikanische Hotelkette Starwood betreibt weltweit 1.200 Hotels, davon allein vier in Venedig. Auch das ehrwürdige Danieli und das Gritti werden von Starwood gemanaged. Der Palazzo Dandolo aus dem 14. Jh. erlangte zuletzt im Film The Tourist mit Johnny Depp and Angelina Jolie weltweite Aufmerksamkeit. Seit 1824 ist der Palazzo ein Hotel und wurde bereits damals mit Strom und Zentralheizung bestückt.
Wenn man heute das Danieli tagsüber betritt, muss man als erstes durch die kleine hölzerne Drehtür, durch die sich täglich auch zweihundertsiebzigtausend Japaner und Chinesen quetschen, um ein Foto der wahrlich imposanten Lobby mit dem Stiegenhaus zu machen. Auf der Homepage des Hotels sieht man schöne und beeindruckende Zimmer, die zum Ambiente der Lobby passen – doch das Danieli bietet auch Räume ohne Ausblick um 1.000 Euro pro Nacht an, deren Fenster auf der Rückseite des Hotels raus auf kleine, enge, laute und dunkle Gassen gehen. Diese Zimmer haben noch dazu Bäder, die seit den 1960-er-Jahren nicht verändert wurden. Deshalb empfehlen wir bei der Buchung genau zu hinterfragen, welches Zimmer man bekommt und ob es auch auf der Homepage abgebildet ist. Doch zweifellos ist das Danieli eines der schönsten und geschichtsträchtigsten Hotels der Lagunenstadt und in jedem Fall einen Besuch wert, auch wenn Sie nicht dort wohnen. Ein Dinner im Restaurant Terrazza Danieli verspricht bei schönem Wetter zu einem unvergesslichen Erlebnis zu werden.
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www.danielihotelvenice.com

4Hotel Gritti Palace

Besser gehts nicht: Ein aufwändig renovierter Palazzo mit allen modernen
Annehmlichkeiten in geschichtsträchtigen Mauern voller Luxus und Charme.

Einziger Nachteil des Hotel Gritti Palace ist seine wunderschöne Lage. Nahe an der Piazza San Marco gelegen führt der einzige Weg dort hin an den Boutiquen aller bekannten, berühmten und verlockenden Luxusmarken vorbei. Das wird teuer! Gritti Palace wurde 1525 als Residenz des Dogen Andrea Gritti erbaut und bietet eine traumhafte Aussicht auf Santa Maria della Salute – unweit vom Guggenheim Museum. Das Haus gehört – ebenso wie das Danieli – zur „Luxury Collection“ des amerikanischen Hotelkonzerns Starwood; und es wird dieser Bezeichnung auch gerecht. Starwood hat in das Gebäude unlängst 35 Millionen Euro investiert und das Hotel mithilfe von Kunsthandwerkern, und kulturellen Institutionen aus der Region an das 21. Jahrhundert angebunden. Das luxuriöse venezianische Leben kann man in den mit schillernden Teppichen, Marmorfliesen sowie Leuch­tern aus Muranoglas ausgestatteten Zimmern geniessen; die original goldverzierten Decken lassen auch das Einschlafen stilgerecht ablaufen. Das Club del Doge-Restaurant zelebriert venezianische Kochkunst mit regionalen Spezialitäten. In der opulenten Bar Longhi, mit ihren exquisiten venezianischen Spiegelwänden, genießt man die besten Cocktails in Venedig, wie auch köstliche venezianische Cichetti, ideal zum Teilen in einer spätabendlichen Stunde.
Das von Acqua di Parma konzipierte Blu Mediterrano Spa bietet wohltuende Massagen und verwöhnende Schönheitsbehandlungen nach Erkundung der „Serenissima“.
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www.thegrittipalace.com

5Hotel Bauer

Wenn man länger als ein Wochenende in Venedig bleiben will, empfiehlt sich
ein Holel mit ruhigem Garten, um sich von der Hektik dieser Stadt zu erholen.

Während internationale Hotelketten nach und nach die historischen Gebäude Venedigs übernehmen, ist das Hotel Bauer immer noch unabhängig. Die charismatische Venezianerin Francesca Bortolotto Possati hat aus dem Hotel, das ihr Großvater 1930 der Hoteldynastie Bauer-Grünwald abkaufte, ein kleines Imperium mit vier Häusern geschaffen. Nur wenige Schritte von der Piazza San Marco, direkt am Canal Grande, liegt das Haupthaus der Bauer-Gruppe, das so gut wie jeder Venedig-Besucher kennt. Kaum bekannt hingegen ist eine der beiden neuen Unterkünfte auf der Insel Giudecca, das Hotel Bauer’s Palladio – in einem historischen Palast integriert, der vom Renaissance-Architekten Andrea Palladio erbaut wurde. Die Zimmer und Suiten sind mit pastellfarbenen Blumentapeten ausgestattet und verfügen teilweise über Terrassen mit Blick auf die Gärten oder die Lagune. Wer Pech hat, bekommt ein kleines Zimmer mit Blick auf die Gärten und wird das Gefühl nicht los, in einem Studentenheim gelandet zu sein – nicht die Spur von Venedig-Feeling. Dazu passend das Ambiente beim Frühstück, wo eine Stimmung wie in einem Reha-Center herrscht. Fünf Sterne sehen leider anders aus! Ein Spa, das Behandlungen und Programme für Paare und Freunde anbietet, rundet das Hotelangebot ab. Highlight ist der große Garten – eine Oase der Ruhe. Jede halbe Stunde fährt ein Shuttle-Boot zur Piazza San Marco, damit der Besucher nicht vergisst, dass er eigentlich in Venedig ist.
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www.bauervenezia.com

6Hotel Metropole

Das Hotel Metropole hat 1.460 Jahre, nachdem Venedig westlichster Außenposten des Byzantinischen Reichs war, den Orient wieder in die Lagunenstadt gebracht.

Geschichtsträchtig wie Venedig ist es, das schöne Hotel Metropole. Antonio Vivaldi gab einst in der benachbarten Kapelle Musikunterricht, Sigmund Freud wohnte hier und schrieb seiner Frau Maria: „erwarte nicht, dass ich Dir diesen Ort beschreibe – das ist unmöglich“. Auch Marcel Proust stieg hier ab und Thomas Mann schrieb angeblich „Tod in Venedig“ im Hotel Metropole. Währen des zweiten Weltkriegs fungierte das Hotel als Spital, und letztendlich übernahmen 1968 Pierluigi and Elisabeth Beggiato das Management und kreierten über Jahrzehnte diese faszinierende Atmosphäre, indem sie unter anderem die unzähligen Exponate ihrer Sammlerleidenschaft hier ausstellen. 1992 schliesslich wurde das Hotel um den zauberhaften Garten und den Nordflügel mit dem beeindruckenden Stiegenhaus erweitert. 2000 übernahm Tochter Gloria die Leitung des Hotels und integrierte Komfort und Technik des neuen Jahrtausends, ohne den  orientalischen Charme des Metropole zu verändern. In den Zimmern fühlt man sich wie in einer Episode aus 1001 Nacht – bei allem Komfort. Abgesehen von den liebevoll eingerichteten Zimmern und dem zauberhaften Garten empfehlen wir jedem Venedigbesucher, einen Aperitif in der Oriental Bar, wo es die wahrscheinlich besten Cocktails der Stadt gibt. Und nicht versäumen sollten Sie natürlich ein Dinner im MET, einem der fünf Restaurants in Venedig, die einen Michelin-Stern erhalten haben. Der junge Koch kombiniert geschickt traditionelle mit modernen Gerichten.
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www.hotelmetropole.com

7Belmond Hotel Cipriani

Es kann nur einen geben: unangefochten bleibt das Cipriani bestes Hotel Venedigs; und jetzt hat es endlich auch ein Restaurant mit Michelin-Stern.

Alles, was jetzt folgt, ist freiwillig geschrieben, niemand hat den Autor dieser Zeilen bestochen, bedroht oder erpresst – aber das Gerücht, dass das Cipriani Venedigs bestes Hotel ist, stimmt. Bei aller Objektivität kommen sogar abgebrühte Reisejournalisten bei diesem Hotel ins Schwärmen.
Der Reihe nach: Schön im Sinn von Ästhetik ist das Cipriani bei weitem nicht, eher etwas kitschig wie aus einem 50er-Jahre Romantik­film in Schloss Schönbrunn. Doch das perfekte aufmerksame Service und die Qualität sowie die vielen Annehmlichkeiten lassen selbst hartgesottene Designfreaks die Optik schnell vergessen. Zuerst einmal der beheizte Außenpool mit olympischen Abmessungen – hier wird Sie nie wer beim Schwimmen behindern. Dann dieser Garten mit Enten und Kaninchen und den vielen Exponaten moderner Kunst – besser kann man sich vom Gedränge in den engen Gassen Venedigs nicht erholen. Die Liste der Angebote, die das Cipriani seinen Gästen bietet, ist unendlich lang und am besten im Internet einsehbar. Faszinierend ist das Wasserfahrrad, mit dem man die Stadt erkunden kann. Oder ein Ausflug aufs Festland, wo man mit der Vespa die schönsten Weingüter des Collio besichtigen kann. Das Casanova genannte Wellness-Center lässt Spekulationen über die hier angebotenen Behandlungen zu, aber angeblich geht es hier nicht um Erotik. Apropos: Wahrlich erotisch, weil so gut, ist das Dinner im neu eröffneten Restaurant ORO, das zu den besten von Venedig zählt, wovon uns Chef Davide Bisetto zweifelsfrei überzeugen konnte.
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www.belmond.com/de


REISETIPPS VENEDIG

WANN Beste Reisezeiten für Venedig sind April und Oktober – und auch in diesen Monaten kann es sein, dass die Stadt voll ist.
ANREISE Fall Sie nach Venedig fliegen, bestellen Sie Ihr exklusives Taxi-Boot bereits im Voraus; oder Sie teilen sich eines mit Anderen. www.motoscafivenezia.it
SCHUHE Bequeme Schuhe ohne Kompromisse – nirgendwo sonst (außer vielleicht bei einem Tiroler Wanderurlaub) werden Sie tagsüber so viel zu Fuß gehen, die Luxustreter können Sie ja abends gern zum Dinner ausführen.
JACKE Egal ob es nun regnet oder nicht, Sie werden in jedem Fall irgendwann auf einem Boot landen, und da zieht es nun mal – auch im Sommer. Nehmen Sie eine dünne Jacke gegen Wind und Wasser mit.
KOPFBEDECKUNG Unterschätzen Sie nicht, dass Sie in Venedig täglich mehrere Stunden im Freien verbringen – die Sonne ist stark am Meer.
ESSEN Wo Touristenströme vorbeiziehen, gibts schlechtes, überteuertes Essen – das trifft vor allem auf Venedig zu. Bei Hunger fragen Sie am besten in der Boutique, wo Sie gerade einkaufen, nach einer Bar (Bacari), wo Sie Brötchen (Cicheti) bekommen; oft auch einen Teller Pasta. Abends gönnen Sie sich ein gutes Essen in den oben beschriebenen Lokalen:
www.ristoranteallamadonna.com
www.dafiore.net
www.ilridotto.com
www.osteriadisantamarina.com

überRenato Zappella