In den letzten Jahren hat sich Mallorca ordentlich herausgeputzt. Fünf-Sterne-Hotels ersetzten allmählich die Low-Budget-Unterkünfte und die schöne Insel mit ihren weißen Sandstränden und hoch aufragenden Bergen ist zu einem der schicksten Urlaubsziele im Mittelmeer geworden.

Rettet die Insel – es brennt der Hut: Mallorca, die größte Insel Spaniens, besitzt ein gemäßigtes subtropisches Klima mit durchschnittlich acht Sonnenstunden pro Tag. Die kurzen Winter sind bedingt mild und feucht. In den Sommermonaten hingegen regnet es kaum.

Das Problem

1960 besuchten rund dreihundertsechzigtausend Besucher Mallorca, 1970 waren es bereits mehr als zwei Millionen. Im Jahr 2015 kamen über zehn Millionen Touristen, vorwiegend Deutsche und Briten sowie Festland­spanier, nach Mallorca. Damit liegt die Insel weit vor Katalonien, der zweitwichtigsten Tou­ristenregion Spaniens. Diese massive Expansion des Fremdenverkehrs hat auf Mallorca zu großen Umweltproblemen und einem sinkenden Qualitätsstandard vieler großer Ferienresorts geführt: Die natürliche Wasserarmut der Insel wurde durch den Massentourismus noch verschärft und bedroht seither die heimische Flo­ra und Fau­na. Nur über den Betrieb von kostspieligen Wasseraufbereitungsanlagen und dem Import von Wasserreserven kann der ho­he Bedarf der Hotel- und Golfanlagen gedeckt werden. Gleichzeitig gelangen aufgrund von saisonalen Überlastungen der Kläranlagen Abwässer un­gefiltert in die Badebuchten und bringen das sensible Ökosystem der Unterwasserwelt aus dem Gleichgewicht. Laut Greenpeace sind mittlerweile 23 % der Küstenfläche versiegelt.

Die Lösung

Die Spanier arbeiten seit Jahren daran, auf der Insel Qualitäts- statt Massentourismus zu etablieren. Dies merkt man bereits jetzt schon in der Nebensaison, wenn die Ballermänner an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Wir haben uns in Mallorca umgesehen und ein paar Hotels/Resort der Luxusklasse für Sie getestet – mit einigen Überraschungen.

1St. Regis Mardavall Mallorca Resort

Wer im Luxushotel St. Regis Mardavall auf Mallorca morgens die Vorhänge öffnet, sieht genau das hier…

Keine zehn Autominuten vom Stadtzent­rum Palmas entfernt, liegt das St. Regis Marda­vall-Resort – zwischen Steilküste und Yacht­­ha­fen Puerto Portals. Es zählt zu den au­ßer­­ge­wöhnlichsten Hotels der Insel und erfüllt sowohl in Bezug auf die Lage als auch Ausstat­tung die Erwartungen, die man an die Luxus­marke St. Regis hat. Von jedem der 133 Zimmer und Suiten blickt der Gast von der privaten Terrasse aufs Meer. Ein kleines Stück Strand di­rekt vorm Hotel steht Gästen zur Verfügung. Mit dem Es Fum bietet St. Regis Miche­lin-Stern-Gour­metrestau­rant samt Terras­se und Blick aufs Meer. Küchenchef Rafael Sanchez verwöhnt selbst anspruchsvollste Hedo­nisten. Er kocht saisonabhängig und mit Res­pekt vor unserer Umwelt. „Dabei wenden wir dem richtigen Garpunkt eines jeden Pro­dukts großes Augen­merk zu. Unsere Küche ist an die heutige Zeit angepasst“ so Sanchez, der an seiner Arbeit sichtlich Spaß hat. Der fachkundige Sommelier fand zudem bei unserem Besuch zu jedem Gericht den perfekt dazu passenden Wein. Aber nicht nur das Essen macht Freude im St. Regis Mardavall, auch das Arabella Spa setzt internationale Maßstäbe in Größe, Anspruch und Vielfalt: Ein Team von Therapeuten und Spa-Spezialisten – darunter zwei chinesische Ärz­­te – widmet sich all jenen, die nach Einklang von Körper, Geist und Seele streben. Wer seine Gesundheit selbst in die Hand neh­men will, kann sich im modernen Fitness­be­reich oder auf einem der drei 18-Loch-Golf­plätzen austoben. In diesem Resort wird einem auch bei längerem Aufenthalt nicht langweilig.
Von COVER 2015 getestet
www.stregis.com/mardavall

2Castell Son Claret

Bedingt durch die außergewöhnliche Lage, kann man sich im Castell Son Claret der Stille hingeben, die einem hier umgibt – sei es am Pool oder im eigenen Zimmer.

Das Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert mit den beiden wuchtigen Burgtürmen liegt neben dem Unesco-Welterbe Serra de Tra­­muntana, einem Gebirgszug im Nordwesten Mal­lorcas. Das neue Hotel Castell Son Claret liegt also – objektiv betrachtet – sehr schön. Die Zimmer sind modern möbliert, einige sind jedoch so klein, dass man kaum Platz für die Gepäckstücke findet, die Reisende mit sich zu führen pflegen. Zum Denkmalschutz gehört es offenbar auch, dass die Wege mit Sand bestreut sind, der es bis zum Bett schafft, denn es wurde auf eine ausreichende Möglichkeit vergessen, diesen am Eingang abzustreifen. Dafür ist das Bad sehr schön und auch geräumig. Bedingt durch die außergewöhnliche Lage kann man sich im Castell Son Claret der Stille hingeben, die einem hier umgibt – sei es am Pool, beim Wandern oder im eigenen Zimmer. Doch was wäre all dies ohne ordentliche Ver­köstigung? Für diese sorgt Chef Fernando Pérez Arellano im einzigen Zwei-Sterne-Restaurant Mallorcas, dem Zaranda. Auch das Zweitlokal Oliviero profitiert von der Genialität des Chefs, der Gerichte auf den Teller zaubert, die man einfach fotografieren muss – und essen sowieso. Wer nicht nur zur Nahrungsaufnahme hierher gekommen ist, wird sich auch im Bellesa de Claret Spa wohlfühlen, das selbstverständlich al­les bietet, was man sich von einem Leading Hotels of the World-Mitgliedshaus erwaretet. Die Bar, gegenüber der Rezeption gelegen, wird von einem Barkeeper „bespielt“, der jeden Drink zu einer Komposition aus Blu­men und Alkohol gestaltet – fast zu schade zum Trinken.
Von COVER 2016 getestet
www.castellsonclaret.com

3Sant Francesc Hotel

Sommer, Hitze, Shopping und müde Füße: Alles halb so schlimm, wenn man im Hotel Sant Francesc ein Zimmer hat – entspannter geht es in Palma nicht.

Was gibt es Schöneres, als wenn man nach einem Einkaufsbummel durch die engen Gassen einer oft sehr heißen Stadt in ein Hotel kommt, das geräumig, neu, geschmack- voll gestaltet und eine Oase der Ruhe ist. Das Hotel Sant Francesc in Palma ist so ein Haus, und darüber hinaus auch noch lukullisch höchst er­freulich, ohne dass um das Hotel­res­taurant Quadrat viel Wind gemacht wird. Der sympathische Chef Simon Petutsch­nig bereitet seine Gerichte in einer unglaublichen Präzision zu, die nicht nur kulinarisch, sondern auch op­tisch begeistern. Selbst ein Imbiss zu Mit­tag wird zu einem kleinen Erlebnis. Das Hotel selbst ist in beruhigend dezenten Braun- und Beigetönen gehalten, alles passt zu­sammen und ergibt ein Gesamtkunstwerk. Auf dem Dach gibt es einen kleinen Pool, um sich zu erfrischen und auch eine Sushi-Bar, für Häppchen zwischendurch. Wie es sich für ein modernes Fünf-Sterne-Hotel gehört, werden im Sant Francesc auch Massage- und Beauty­be­hand­lungen angeboten. Das Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert liegt mitten in der Alt­stadt von Palma und hat 42 Zim­mer. Trotz zentraler Lage ist es mit dem Auto erreichbar. Die Lage ist auch ideal, um Palma zu er­kunden – für viele Resort-Touristen eine gute Gelegen­heit, Urlaub vom Urlaub zu machen. Die weitgehnd autofreie Altstadt von Palma ist eine Mi­sch­ung aus katalanischen und arabischen Einflüssen. Apropos Genuss: Die beste heiße Schoko­lade der Welt gibt es in der GP Cafe Bar auf der Passeig del Born-Straße, vis-a-vis der spanischen Modekette Zara.
Von COVER 2016 getestet
www.hotelsantfrancesc.com

4Joan Marc, Sumaq, Simply Fosh

Mallorca holt auf: Laut Michelin liegen die Spanier hinter Frankreich auf Platz zwei in der Europa-Statistik der Sterne-Lokale.

Ein einziges Restaurant auf Mallorca wur­de mit zwei Michelin-Sternen ausge­zeich­net – und insgesamt fünf ha­ben je einen Stern bekommen. Das ist nicht schlecht für den Anfang – und es gibt genug An­zeichen dafür, dass es mehr werden. Viele jun­ge Kochtalente machen auf der Insel ein Lokal auf – wir haben die Besten getestet, und auch Anwärter für den ersten Stern gefunden. Der Ort Inca, wo vorwiegend Schuhe produziert werden, lockt Frauen mit dem Gerücht an, dass Hersteller Camper hier ein Out­let be­treibt, doch es ist der Mühe nicht wert – Eh­ren­­wort. Wir haben allerdings in Inca ein Lokal entdeckt, das nicht nur sympathisch ist, sondern auch fantastische Küche bietet: Joan Marc, benannt nach dem Chef, ist der einzig wahre Grund, um nach Inca zu fahren. www.joanmarcrestaurant.com
Ein weiteres Lokal, das kaum bekannt ist, haben wir in Palma gefunden: Sumaq ist nicht nur geschmackvoll eingerichtet, sondern bietet eine Fusionsküche zwischen peruanischer und mediterraner Küche – auf höchstem Niveau. www.restaurantesumaq.com
Platzhirsch unter den Sterne-Restaurants in der Hauptstadt Palma ist immer noch Simply Fosh, das seit Jahren zu den besten Lokalen Mallorcas zählt. Dementsprechend begehrt sind die Plätze und man tut gut daran, länger im Voraus zu reservieren. Das Warten wird mit einem hervorragendem Dinner belohnt – in ei­nem eigenwillig kreativen Ambiente, das den modernen Stil der Küche noch unterstreicht. www.marcfosh.com
Von COVER 2016 getestet

überRenato Zappella