Der Staat Oman im Osten der Arabischen Halbinsel mit seinen etwa vier Millionen Einwohnern ist eine absolute Monarchie. Die vom Sultan ernannten Minister und die zwei nationalen Parlamente haben nur beratende Funktion. Sultan Qabus ibn Sa’id Al Sa’id wurde mit 17 Jahren von seinem Vater auf eine Privatschule nach Bury St Edmunds (England) geschickt. 1960 trat er als Kadett in die Königliche Militärakademie in Sandhurst ein. Danach wurde er 1962 als Second Lieutenant in ein britisches Infanterie-Bataillon der Rheinarmee beordert und leistete sieben Monate lang Dienst in Minden (Deutschland). Damit war die Hoffnung verknüpft, Erfahrungen für den Aufbau einer modernen omanischen Armee zu sammeln. Mit Erfolg: Der Oman gab 2017 fast 12 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 8,7 Milliarden US-Dollar für seine Streitkräfte aus. Die Verteidigungsausgaben als Anteil der Wirtschafts- leistung gehören zu den höchsten der Welt. Dank westlicher Erziehung des Sultans gilt das Land als stabilster Staat Arabiens. Die Synthese aus Moderne und Islam gelang halbwegs. Der Oman konnte sich in den letzten Jahrzehnten von einem stark rückständigen zu einem moderat wohlhabenden Staat wandeln. Ein Bericht der UN nennt den Oman als das Land, welches innerhalb der letzten 40 Jahre seine soziale und wirtschaftliche Lage am meisten verbessern konnte. Übrigens: Das Frauenwahlrecht wurde erst 2003 eingeführt – immerhin.

Der Sultan hat ein Faible für deutschsprachige Länder: In Garmisch-Partenkirchen besitzt er eine Sommerresidenz und im Wiener Nobelbezirk Grinzing die Angervilla, die er von König Hussein von Jordanien übernommen hat. Noch vor wenigen Jahren war der Oman ein Land für abenteuerlustige Individualreisende, inzwischen hat sich ein staatlich geförderter Tourismus entwickelt, der sich den internationalen Standards angleicht. Die Erfolge der Vereinigten Arabischen Emirate haben hier als Vorbild gedient. Es gibt im Oman rund 60.000 Kilometer Straßen, fast alle Orte sind auf asphaltierten Wegen erreichbar. Viele Omaner benutzen private PKW, die Frequenz der Überlandbusse zwischen großen Orten nimmt ab. Zwischen kleineren Orten verkehren Sammeltaxis. Die meisten Autos, vor allem in den Städten, sind neu – zweifelsohne ein Zeichen des jungen Wohlstandes. Gefahren werden zum Großteil japanische Autos, davon auffallend viele Geländewagen, die als Statussymbol gelten. Im Oman sind staubige Autos verboten. Wer sein Auto nicht wäscht, riskiert ein Bußgeld. Leserinnen, die schon einmal in Arizona waren, könnten im Oman ein Déjà-vu erleben. Nicht nur, dass alles auch in Englisch angeschrieben ist, gleichen sogar die Städte und die vereinzelten Siedlungen am Stadtrand mit den Geschäften denen in Arizona. Auch die modernen Shopping Center in den diversen Satellitenstädten rund um Muskat könnten amerikanischer nicht sein.

Im Oman ist es egal, wo man sich befindet – es ist immer ein Berg in der Nähe: Gestein soweit das Auge reicht – auch in Küstennähe. Autofahren ist daher teilweise aufregend und abwechslungsreich. Die Autobahnen sind fast alle dreispurig, und soweit wir das beurteilen können, sind die Omanis gerade dabei, diese auf sechs Spuren auszuweiten. Ein fragwürdiges Unterfangen in einem der am dünnsten besiedelten Länder der Welt. Wer orientalisches Feeling erwartet, ist hier fehl am Platz. Der klassische Souk in der Altstadt von Muskat ist von Indern dominiert und es gibt auch eine Menge an chinesischen Plastikprodukten. Sogar der einst wegen seiner Ursprünglichkeit bei Touristen beliebte Fischmarkt gleicht heute eher der Fischabteilung beim Metro. Wir empfehlen trotzdem einen Besuch dort, denn die Menschen sind es, die einen Markt ausmachen. Die Omanis sind freundlich, aufgeschlossen und von einer Diskriminierung der Frauen ist heute nichts zu bemerken. Schleier sind hier selten und die meisten Frauen geben sich weltoffen. In den zahlreichen Hotels, die wir für Sie getestet haben, wurde uns von weiblichen Mitarbeitern immer wieder versichert, dass sie es sind, die den Laden eigentlich führen.

Dem Oman eilt zu recht der Ruf voraus, die Schweiz der Araber zu sein – oder Arizona. Wer der Meinung ist, Monarchie gleicht einer Diktatur, wird im Oman eines Besseren belehrt. Der Sultan sorgt für sein Volk, besser als so mancher Sozialstaat in der westlichen Welt. 1970 begann der Aufbau sozialer Einrichtungen, heute gibt es Alters- und Invaliditätsrenten, Witwen- und Waisenunterstützungen. Die Omaner genießen außerdem freie Heilfürsorge. In Bezug auf die Menschenrechte befindet sich das Land in einem Wandel. Laut Amnesty International wird das Recht auf Pressefreiheit in unangemessener Weise eingeschränkt. Das passiert aber auch in der Türkei, in Ungarn, Polen und in vielen anderen sogenannten „westlichen“ Ländern – da dürfte man nirgendwo mehr hinfahren. Jedenfalls fühlten wir uns als Journalisten im Oman sicherer als in der Türkei.
Kulinarisch geht es im wohlhabenden Land Oman nicht besonders abwechslungsreich zu: Man bekommt allerorts Tajine, das runde, aus Lehm gebrannte Schmorgefäß mit spitzem Deckel, wahlweise mit geschmortem Rind, Lamm, Fisch oder Huhn. Einzige Abwechslung bringen die Inder, Chinesen und Europäer ins Land. Es gibt trotzdem nur wenige kulinarische Highlights. Mit der Öffnung für den gehobenen Tourismus kommen aber vermehrt gute Chefs ins Land; etwa im Hotel Anantara Al Jabal Al Akhdar oder im Kempinski Muskat und im The Chedi Muskat.

omantourism.gov.om

1Al Bustan Palace

Für den Sultan 1985 gebaut, wirkt das monströse Al Bustan Palace Hotel am Meer wie ein riesiges Raumschiff aus einer fernen Galaxie.

Im Jahr 1985 als Hotelpalast für die Gäste des Sultans erbaut, wurde das riesige Al Bustan Palace 2018 nach einer umfangreichen Renovierung als Ritz Carlton Hotel wiedereröffnet und glänzt nun erneut in voller Pracht. Hier ist tatsächlich fast alles Gold, was glänzt. Allein die Lobby könnte es locker mit dem Petersdom in Rom aufnehmen – zumindest der Größe nach. Der ebenerdige Teil mit den Shops wurde noch nicht renoviert, auch die Gänge zu den hübschen Zimmern mit Balkon an der künstlichen Lagune stammen offensichtlich noch aus 1985. Aber das tut einem Aufenthalt im Al Bustan Palace keinen Abbruch. Allein die riesige Badelandschaft ist einen Besuch in diesem gigantischen Palasthotel wert. Und wie es sich für einen richtigen Palast gehört, ist das Essen in der Poolbar hervorragend, wenn einem der kleine Hunger packt. Aber auch sonst lassen die im Al Bustan Palace kulinarisch nichts anbrennen. Das Restaurant China Mood bei der Lobby bietet Fine Dining wie in einem Märchen aus dem Reich der Mit- te. Im Beach Pavillon direkt am Strand wiederum findet der Gast alles, was das Meer hergibt, natürlich auch vom Grill. Die neu renovierten Zimmer sind hell und freundlich gestaltet, aber ausgerechnet die Zim- mer an der schönen künstlichen Lagune sind etwas zu klein geraten. Das großzügige Spa wird von Six Senses betrieben – da kann eigentlich nichts schief gehen. Ein Privatstrand und ein Indoor-Pool sind nur für weibliche Spa-Mitglieder und Hotelgäste zugänglich. Endlich hat Frau mal ihre Ruhe.
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www.ritzcarlton.com

2Kempinski Muscat

Die Scheichs von Bahrein halten die Mehrheit an der Kempinski-Gruppe, da wird es bald neue Kempinski Hotels in arabischen Ländern geben. Muskat ist eines davon.

Das Kempinski Muskat könnte mit seiner Lage in einer neu gebauten Satellitenstadt beim Flughafen fälschlicherweise als Flughafenhotel bezeichnet werden, aber dafür ist es zu schön, zu groß und zu luxuriös. Der moderne, imposante Bau in dem neuen schicken Stadtteil Muskats passt perfekt zu seiner Umgebung. Hier werden nicht nur Meetings und Seminare abgehalten – auch für pompöse Hochzeiten bietet das Kempinski Muskat einen optimalen Rahmen. Üblicherweise empfehlen wir unseren Leserinnen, die Finger von solchen Hotels zu lassen, aber Kempinski hat es geschafft, bei allem Business-Trubel auch der Erholung suchenden Touristin ein mondänes Umfeld zu bieten. Neben dem für Kempinski üblichen Luxus-Spa samt großem Pool mit Bar und Bedienung, wartet das Hotel mit gleich drei hervorragenden Restaurants auf: Bukhara, wo es feinstes indisches Essen gibt, SoiSoi für Liebhaber thailändischer Küche und das The Kitchen-Hauptrestaurant, bekannt für seine Grillspezialitäten. Highlight und Überraschung zugleich ist die Bowlingbahn im Keller des Hauses – das haben wir in noch keinem Hotel gesehen. Einziger Nachteil ist die Entfernung zum „echten“ Muskat, denn die sterile Satellitenstadt inklusive Shopping Center und kleiner Fußgängerzone hat nichts mit Orient zu tun. Diese Siedlung könnte auch in der Nähe von Zürich oder München stehen. Aber die Taxis in Muskat sind sauber, die Fahrer höflich und in wenigen Minuten bringen sie Sie schnell und sicher überall hin. Trotz stetem Wachstum bleibt die Hauptstadt des Oman überschaubar.
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www.kempinski.com

3Alila Jabal Akhdar

Ist es ein Hotel, oder die perfekte Kulisse für einen Science-Fiction-Film? Diese Frage stellt sich wohl jeder, der im Alila Jabal Akhdar ankommt.

Die aus Singapur stammende Alila-Hotelgruppe gehört zur Hyatt Corporation und ist damit Teil einer der größten Hotelgruppen der Welt. Alila bedeutet auf Sanskrit Überraschung und das beschreibt am ehesten, was dem Gast beim Betreten der durchdesignten Alila Hotels widerfährt. Alila schafft es immer wieder, an die Grenzen des Machbaren zu gehen und spektakuläre Häuser zu kreieren. So ist es auch beim Alila Jabal Akhdar im Oman. Die atemberaubende Lage direkt am Grand Canyon Omans (Arizona lässt grüßen) lässt keinen kalt. Inmitten eines vom Militär kontrollierten Gebiets hat Alila ein paar Gebäude hingebaut, die eher einer durchdesignten Mars-Station als einem Luxushotel gleichen. Abgeschieden von der Zivilisation kann sich der Gast hier kaum sattsehen vor so viel Felsen, Schluchten und unbeständigem Wetter. In den Bergen Omans auf 2.000 Metern wechselt das Wetter mehrmals täglich innerhalb von Minuten zwischen Wolken, Nebel, Sonne und manchmal auch Regen. Abwechslung bieten auch der Kletterunterricht, Wellness im großzügigen Spa oder einer Massage mit Blick auf die Schlucht. In der Bibliothek gibt es außerdem genug zum Lesen, falls es mal wirklich länger regnet. Wer wandern will, findet in der kargen Bergwelt einige schlecht beschilderte Wege, die helfen, den Orientierungssinn zu schärfen.
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www.alilahotels.com

4Anantara Al Jabal Al Akhdar

Anantara hat es geschafft, das einheitliche Essen im Oman abzuschaffen und einen richtig guten Chef ins Al Jabal Al Akhdar in die Berge zu locken. Buon appetito!

Man könnte meinen, dass das Anantara Al Jabal Al Akhdar als Inspiration für Alila gedient hat – so ähnlich sind die beiden Hotels bezüglich Lage und atemberaubender Aussicht. Und doch gibt es einen ganz entscheidenden Unterschied: Anantara befindet sich zumindest in einer halbwegs besiedelten Gegend, während Alila abgeschnitten von der Zivilisation auf einem Felsen throhnt. Im Anantara haben Sie daher auch die Möglichkeit, Menschen, die in den Bergen des Oman wohnen, kennenzulernen. Es findet zwar eine Umsiedlung der besonders entlegen wohnenden Bevölkerung in die Nähe einer Straße statt, trotzdem bekommt man hier einen Einblick in das karge Leben zwischen Felsen. Sowohl Anantara als auch Alila sind Luxushotels, wobei Anantara darunter auch ein gewisses kulinarisches Niveau versteht. Hier sorgt der sizilianische Chef Gaspare Greco für Gaumenfreuden zwischen Steinen und Schluchten. Da Anantara zu einem Großteil in thailändischem Besitz ist, legt man hier auch großen Wert auf Spa – und wie Frau bestimmt weiß, können die Thailänder das besonders gut, was einen Besuch des Spa in Anantara-Hotels immer wieder besonders angenehm macht. Ein Aufenthalt in einem der luxuriösen Canyon-View-Rooms mit atemberaubendem Ausblick oder in einer der Private-Pool-Villas macht den Urlaub in einem der luxuriösesten Hotels des Oman zu einem Erlebnis.
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www.anantara.com

5The Chedi Muscat

Seit seiner Eröffnung im Jahr 2003 verteidigt The Chedi Muscat erfolgreich seinen Anspruch, das beste Hotel in der Hauptstadt Omans zu sein.

Es ist nicht einfach, den Ruf als das beste Hotel einer Hauptsadt zu verteidigen. In einem aufstrebenden Land wie dem Oman werden sich demnächst ziemlich viele neue Hotels um die Vorherrschaft bemühen. Da die Araber laufend ganze Hotelketten erwerben (siehe Beispiel Kempinski) ist zu erwarten, dass auch im Oman neue Luxustempel errichtet werden. Im Landesinneren findet man bereits Hotels, die dem The Chedi fast das Wasser reichen können, aber in Muskat selbst hat das noch kein anderes Hotel geschafft. Was macht The Chedi anders? Zuert einmal ist das Personal nach westlichen Standards geschult und beherrscht alle üblichen Regeln der Luxushotellerie. Dann hat The Chedi erkannt, dass eine gut funktionierende Kulinarik wesentlich zum Ruf eines Hotels beitragen kann. Hier können Sie abwechslungsreich und gut essen, nicht nur den geschmorten omanischen Einheitsbrei. Das spartanische asiatische Design sorgt dafür, dass The Chedi immer gut aussehen wird, diese Architektur wird genau so wenig altern wie zum Beispiel das Bauhaus-Design. Dann gibt es hier den längsten Pool, den wir je in einem Hotel gesehen haben: 100 Meter machen Eindruck, wenn man gerne schwimmt. Auch Business-Reisende haben hier genügend Raum – man kommt einander nicht in die Quere. The Chedi ist der Mix zwischen Relax und Luxus einfach am Besten gelungen.
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www.ghmhotels.com/de/muscat/

überRenato Zappella