Wenn im Fernsehen die Motoren heulen, schalten die Fans der schnellen Autos immer öfter auf den Sport-1-Kanal um. Dort moderiert nämlich eine wortflinke Wahlmünchnerin mit italienischen Wurzeln. Und die sieht nicht nur verdammt gut aus, sondern weiß auch Bescheid.

Als Kind setzte Sarah Valentina Winkhaus ihre Barbie-Puppen gern in Spielzeugautos und schob sie mit lautem Brummen auf einer imaginären Rennpiste durch die Woh­nung. Klingt ein bisschen wie die Art von Geschichten, die sich die PR-Abteilung von Sky einfallen lässt, ist aber wirklich so gewesen, beteuert die TV-Moderatorin und wirft die langen blonden Haare über die Schul­ter, wie um zu unterstreichen, dass sie es nicht nötig hat, Anekdoten über ihr Leben zu erfinden. Tatsächlich ist der Werdegang der Fernseh-Lady mit dem eindrucksvoll langen Namen auch so interessant genug. Jahrelang moderierte sie im Pay-TV-Kanal Sky Sport News die Formel 1 Rennen. Schon davor strahlte sie bei Sky Italia vom Bildschirm, denn die 37-jährige Münchnerin ist die Tochter eines Italieners und einer Deutschen, wuchs zweisprachig auf und verbringt auch heute einen Teil ihrer Zeit bei der Familie in Italien. Das Licht der Welt erblickte sie ursprünglich in Bad Soden am Taunus (nein, das muss man nicht kennen), die Jugend verbrachte sie in Düsseldorf, die Studienzeit in Passau. Und 2015 posierte sie für den Playboy. Alle diese Geschichten sprudeln aus ihr heraus wie das Heilquellwasser aus dem Schieferboden des Taunus. Normalerweise ist sie es, die die Fragen stellt – doch der Rollentausch gefällt ihr gut. „Ich mag das!“, bekräftigt sie, und erzählt weiter über die Familie, die Welt der Boxenstraßen, das kreative Chaos im Fernsehstudio und den Spaß, den sie beim Playboy-Shooting hatte. Zum Interview kam sie bewusst salopp gekleidet: Schulterfreies „Ich bin in der Freizeit“-T-Shirt, lässige Hose, Sandalen mit hohen Absätzen. Und Modeschmuck. „Ich bin so Schickimicki unaffin“, sagt sie später. Champagner als Aperitif. Der Kellner bringt die Speisekarte. Sarah kichert: „Bei Schweinebacke muss ich immer an Bruce Willis im Film „Die Hard“ denken“. Sie isst leidenschaftlich gern – „nicht viel, aber gute Sachen“ – und eigentlich mag sie alles, außer Leber und Gluten. Vielleicht weil sie in ihrer Kindheit zu viel Weizen gegessen hat, mutmaßt sie. In den Ferien war Sarah immer bei den italienischen Großeltern in der Versilia, im Nordwesten der Toskana, am Meer. Dort hat sie immer gleich zweimal gefrühstückt. „Ich bin schon morgens um 6 Uhr aufgestanden, da habe ich eine ganze Stange Bis­cotti Plasmon in Milch getaucht gegessen“. Um acht Uhr ist dann der Großvater aufgestanden. „Der war immer auf gutes, gesundes Essen bedacht“ Da gab es dann toskanische Schiacciata, eine Art Pizzateig, nur mit Olivenöl, Kräutern (meist Rosmarin) und Salz gewürzt. Oma hat täglich ein volles Blech beim Bäcker gekauft. „Die Schiacciata wurde dann im Rohr ge­rös­tet und mit Butter und Nutella bestrichen“, sagt Sarah und ihre grossen, dunklen Augen funkeln. Die Großmutter war ihre Komplizin, der gesundheitsbewusste Nonno hätte dieses morgendliche Völlern wohl kaum toleriert. Um halb zwei gabs dann Mittagsessen. Auch das verdrückte Klein-Sarah problemlos. „Ich bin ein Vielfraß“, sagt sie heute. Ansehen tut man ihr das freilich nicht: Eine perfekte Figur, wovon man sich auch auf den Playboy-Fotos überzeugen kann.

Seit frühester Jugend treibt sie Sport: Sie war zwölf Jahre im Ballett, in den Volleyball-, Basketball- und Schwimmteams ihrer Schule, sie reitet und spielt Golf. Im Alltag spult sie ihr Fitness-Programm ab – entweder im Club oder zu Hause. „Ich bin da sehr diszipliniert, wohl auch als Ausgleich zum stressigen Moderatorinnen-Job.“ Vor Kurzem hat sie mit Kitesurfen begonnen, wo sie auch den aktuellen Mann ihres Herzens kennengelernt hat: Der Auserwählte besitzt in Oberitalien einen Reitstall, wo auch vier Pferde untergstellt sind, die für Reining ausgebildet sind. „Das ist eine Dres­sur im Western-Reitstil, eben wie Cowboys reiten“, erklärt Sarah. Schon in Kindertagen in der Versilia war sie geritten, sehr früh morgens am Strand, als die Bäder noch geschlossen waren. Bei den Großeltern hat Sarah auch italienisch gelernt: ihre Eltern – deutsche Mutter, italienischer Vater – hatten sich getrennt, als sie ein Jahr alt war. Der Vater war damals aus beruflichen Gründen nach Italien gegangen, und so musste die Mutter Sarah und ihre Adoptivschwester – sie kommt ursprünglich aus Vietnam – allein aufziehen. In dieser doppelten Identität findet Sarah Valentina auch ihr Gleichgewicht, auch wenn es nach Klischee klingt, wenn sie von der italienischen Spontaneität schwärmt, von der sich die Deutschen etwas abschauen könnten. Sie improvisiert gern und mag Live-Moderationen. Und sie will sich diese italienische Leichtigkeit auch erhalten. Allerdings steckt dahinter viel Disziplin, und die ist ja bekanntlich eine deutsche Tugend! „Ich bin ein richtiger Streber“ gibt sie offen zu. In Passau hat sie in fünf Jahren gleich ein Doppelstudium abgeschlossen: Betriebswirtschaft und Kulturwirtschaft – in Bologna zwei Jahre, unter anderem bei Umberto Eco. Noch heute bereitet sie sich akribisch auf ihre Jobs vor. „Ich muss alles wissen, um improvisieren zu können. Leichtigkeit geht nur, wenn man weiss, wovon man redet“, sagt Sarah. Vor einer wichtigen Sendung sei sie unausstehlich für ihre Mitmenschen – so sehr, dass ihre Mutter sie da gar nicht sehen will. So hat sie sich auch Respekt in der harten Männerwelt der Formel 1 geschaffen. „Ich war schon immer ein Formel-1-Fan. Es ist das Musische daran, die Motoren“ Als kleines Mädchen fasste sie den Plan, später eine Mechanikerlehre zu machen. Im Overall zwischen den zerlegten Fahrzeugen zu stehen und ins Innere der Maschinen zu blicken, das war ihr Traum. Wenn sie an langweiligen Nachmittagen zum Nonno in die Garage ging, legte sie sich gern unter das Auto und tat, als würde sie an den Schrauben herumdrehen. „Sono la meccanica!“, rief sie dann, sehr zum Ärger des Opas. „Warum kannst du nicht wie andere Mädchen, mit Puppen spielen?“, schnaubte er dann stets. Noch heute ist Sarah überzeugt: „Ich habe diese Passion im Blut!“. Und sie beschreibt das Feeling: „Du stehst da am Rande der Rennstrecke mit deinem Kameramann, hast die Ohrstöpsel drin, du spürst die Vibrationen – und der Benzingeruch der Formel 1 ist süsslicher und hat nichts mir dem unserer Straßenautos zu tun – und ich stehe da und AAAHH ! da ist es um mich geschehen“.

„Unterschätzt zu werden ist ein Vorteil,
da hast du den Überraschungsmoment auf deiner Seite.“
Sarah Valentina Winkhaus

Nach mehreren Castings wurde sie von SKY Deutschland für die Formel-1-Berichterstattung ausgewählt. Die Rennfahrer Jacques Villeneuve und Marc Gené – mehrmaliger Sie­ger im 24-Stunden-Rennen von Le Mans – wurden ihr als Experten zur Seite gestellt. Das war an einem kalten Februartag in Monza. „Der Asphalt war gefroren, dazu Schneeregen. Wir sind in einem Ferrari die Rennstrecke abgefahren“, erzählt Sarah Valentina. Sie saß neben Marc Gené, den sie vorher noch nie gesehen hatte. „Er hat die Uhr ausgeschaltet, dann hat er so ein paar Donuts gedreht. So ist unsere Zusammenarbeit entstanden.“ Sie sollte noch mehrere Rennstrecken abfahren, unter anderem hat sie sich unter die Rennfahrer bei der Streckenbesichtigung gemischt. Das passiert meist zu Fuß, manchmal auch per Fahrrad. Das fiel auf, und nach einigen Rennen haben sie die Fahrer mitgenommen. So konnte sie diese nach fahrtechnischen und taktischen Details befragen. Und am Abend, während andere am Pool sitzen, war sie bei den Technikern. Das brachte ihr Respekt ein, und – wie sie meint – eine Reputation, von der sie noch heute lebt, wenn sie etwas braucht, etwa für Filmaufnahmen für eine Doku über Monte Carlo. Mit ihrem Aussehen, hätte sie natürlich auch auf den Flirtfaktor setzen können, um die Formel-1-Machos zu betören. Das habe sie bewusst nicht gemacht, sagt Sarah Valentina, denn das gehe nur bis zu einem gewissen Punkt. Wolle man akzeptiert und respektiert werden, müsse man sich eben dafür interessieren, mit welchen Reifen warum gefahren wird, und wie viele Boxenstopps im Rennen vorgesehen sind, meint sie. Als attraktive Frau musste sie sich ja ohnehin eine Seriosität erarbeiten. Immer diese Vor­urteile von blond und naiv… Die blonde Sarah kann dem auch etwas Positives abringen: „Unterschätzt zu werden ist nicht mal so schlecht: da hast du den Überraschungsmoment auf deiner Seite“ Ihre Mutter habe ihr ja schon eingeprägt: „Schönheit und Alter sind kein Verdienst“. Für Sky Italia hat sie bis 2014 die Formel1 dreichsprachig moderiert. Jedes Rennwochende 30 Stunden live von den Strecken rund um den Globus. Von der Pressekonferenz am Don­nerstag bis hin zum Resumee mit Experten und Formel -1-Fahrern nach dem Rennen. Auch wenn sie nach wie vor passioniert die Formel-1-Grand-Prix-Welt verfolgt, gefällt ihr einiges an der Entwicklung dieses Sportes nicht so gut. „Mit all den Reglements, machen sie die F1 kaputt“, meint Sarah. „Persönlichkeiten wie Niki Lauda, potraitiert durch den fabehlhaften Daniel Brühl im Kinofilm „Rush“ sucht man unter den heutigen Fahrern vergeblich. Mika Häkkinen sagte zu mir kürzlich in einem Interview: „Stirling Moss war Rennfahrer – ich fahre nur Auto“.

Sarah Valentina ist rastlos und umtriebig: Auf Sky Deutschland moderiert sie die Ki­nosendung „Making of“, also die Dreharbeiten und Hin­tergrundgeschichten. Natürlich ist sie – wie bei allem – was sie tut, bestens vorbereitet – und sie lebt sich in Situationen ein, sei es nur im Formalen. So präsentierte sie etwa den Bergsteigerfilm „Everest“ in einem entsprechenden Outfit: Mit einem Daunenanorak. Für den Sender Sport 1 fungiert sie als DTM-Expertin und berichtet von der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft; und sie moderiert abwechselnd mit Kollegin Lisa Ramuschkat die neue Sendung „VIP Loge“, wo das Privatleben von Sportstars wie Ronaldo & Co. durchleuchtet wird. Mit dem deutschen Schauspieler und Moderator Frederic Meisner reist sie durch die Lande für die Sendung „Wunschkonzert“ von GoldstarTV. Begeistert präsentiert Sarah auch den Fernseh-Dreiteiler „Essen, Schmecken, Ge­niessen“ für Welt der Wunder TV, wo sie über kulinarische Köstlichkeiten aus den Regionen Gardaseee, Emilia Romagna und Piemont berichtet. Auch als Moderatorin für hochkarätige Events ist Sarah sehr begehrt, so etwa interviewt sie auf dem Münchner Oktoberfest in Kufers Weinzelt prominente Künstler und Schauspieler, moderiert gemeinsam mit Oliver Kahn den Randstad Award, sowie Events für Mercedes oder BMW etc. Thema Mode? Da hat Sarah volles Vertrauen zu ihrer Kos­tümbildnerin. „Die weiß, was ich mag und was mir passt!“ Das geht so weit, dass sie auch für ihr Alltagsoutfit firmiert, denn Sarah hasst Shoppen. „Das ist reine Zeitverschwendung!“, meint sie. Manchmal sieht sie etwas beim Vorbeigehen in einer Auslage, dann kauft sie es. Viel lieber ist ihr allerdings, wenn ihre Kostümbildnerin Sachen für ihre Auftritte aussucht. Die kauft Sarah ihr dann oft ab. Ihr Stil? „Classic-Schick!“, meint sie „Ich kombiniere manchmal Sachen, ohne mir dessen bewusst zu sein. Ich finde das irgendwie schön.“ Dabei lässt sie sich weder durch Modezeitschriften, noch durch aktuelle Trends beeinflussen. „Ich hab’ ganz viele Klamotten, die ich schon ewig besitze. Sneakers, die ich 1990 gekauft habe ziehe ich gern an“ Außerdem kann sie nähen. Sie hatte einmal ein dreimonatiges Stipendium in Shanghai. Dort hat sie sich Stoffe gekauft und eigene Kleider genäht. Von sich sagt Sarah Valentina: „Ich bin relativ uneitel, bei mir ist wenig ohnehin viel!“ Auch sucht sie ihre Kleider, wenn sie arbeitet, am Morgen immer spontan aus – je nach Stimmung – wobei sie knallige Farben mag: „Warme Farben wie gelb, das ist Sonne, Sonne, Sonne, Energie“. Übrigens fährt der Formel-1-Fan privat einen alten Renault Twingo. Sie nennt ihn, wegen seines Zustands, „Beulchen“… Im Vorjahr kam Sarah Valentina in die Schlagzeilen, weil sie sich für den deutschen Playboy hatte ablichten lassen. Davor hatte das Softsex-Magazin schon mehrmals bei ihr angefragt, erzählt sie. Diesmal willigte sie ein, allerdings zu ihren Konditionen. So wollte sie statt eines Interviews über ihre Lieblingsstellungen und Ähnliches eine Reportage über den Motorsport sprechen. Ausserdem wollte sie nicht die üblichen Locations und ihren Fotografen selbst aussuchen. Die Zeitschrift willigte ein, und so verbrachte das zehnköpfige Team vier Tage im Sizilianischen Cefalú. „Es war wie auf einer Klassenfahrt, wir haben miteinander gekocht, gegessen, getanzt, und sind geschwommen. Es war eine schöne Gruppe. Beim Abschied haben alle geweint“, erzählt Sarah Valentina. „Alle waren charakterlich OK, da vergisst du, dass du nichts anhast“. Und die Reaktionen? Erstaunlicherweise waren die durchwegs positiv – vor allem Frauen, meint Sarah, hätten sie angesprochen und ihr geschrieben. Viele hätten zum ersten Mal den Playboy gekauft. Auch bei den Kollegen sei das Feedback erfreulich gewesen: viele hätten ihren Mut bewundert. Sie sei ja auch nicht als Bunny aufgetreten. Schliesslich sei die No­vem­ber/Dezember Nummer 2015 eine der bestverkauften des Magazins geworden, so Sarah Valentina Winkhaus. Ihre Zukunft? Beruflich wolle sie weiter in der Branche mit kreativen Köpfen arbeiten, ihre eigenen Sendungen schreiben und produzieren. „Ich habe viele Projekte in der Schublade!“ Auch privat seien Kinder und Heirat ein Thema. Seit einem Jahr führt sie eine Fernbeziehung mit einem Italiener. Das müsse man wollen. Sie könne ja auch von zu Hause aus arbeiten, ihre Sendungen schreiben, und ihre Steuersachen etwa in Italien erledigen. „Wenn man allerdings anfängt, darüber nachzudenken, ob man nun die 4,5 Stunden Bahnfahrt nach Verona auf sich nimmt, um den Partner zu treffen, dann kann man es sowieso vergessen“, meint Sarah Valentina. Auch müsse ihr Partner akzeptieren, dass ihr Beruf ein Teil von ihr sei. „Das klingt am Anfang meist gut, aber viele Männer erwarten, dass – wenn eine Familie gegründet wird – die Frau zuhause bleibt und der Mann arbeitet“. Sie wolle jedenfalls „keine frustrierte Mutter werden, die daheim sitzt und morgens bis abends Sekt trinkt!“
www.sarahwinkhaus.de
www.jochen-verheyen.com

Das Gespräch führte Christian Donnée.