Waschen, wickeln, föhnen – die rotbraunen Wellen müssen sitzen. Die sind Katrin Lampes Markenzeichen, ob sie nun im Dirndl Bräute für Bauernburschen besorgt oder als Sänge­rin „Cat Lunette“ jazzige Balladen säuselt, so süß wie eine Handvoll Mannerschnitten.

Auf dem linken Unterarm steht leicht verschnörkelt das französische Wort „Li­berté“. Ein zweites Tattoo in der rechten Armbeuge, irritierend blau auf der alabasterweißen Haut, fordert „Believe“. Irgendwo steht wie zufällig auch noch die Zahl XXIII. Solche unter die Haut gravierten Bekenntnisse schleudert die Chansonnière, die als „Cat Lunette“ angekündigt wurde, her­aus­fordernd in Richtung Publikum. Mit vollen Lippen und einer erotisch säuselnden Stim­me, irgendwo zwischen Carla Bruni und ­Paris Hilton, haucht die Sängerin „I’m the prettiest cat here in town.“ Ein ungewohntes Bild, einstweilen noch. Zwar ist die Erscheinung vertraut, die Mäh­ne, der vielsagende Blick, diese frech vorgeschobene Schulter. Aber nicht im geschlitzten Jazzdivenkleid, sondern im Dirn­dl, nicht in der Umgebung von Bluesgitarren und Cuban Percussion, sondern auf dem Bau­ernhof. Und der Name, unter dem sie alle kennen, lautet Katrin Lampe. Erfindet sie sich am Ende als Jazzerin neu – die ATV-Moderatorin, die mit ihrem „Bauer sucht Frau“-Format mittlerweile so verwachsen ist, dass ihr Name kaum noch ohne den Zusatz „Bauernkupplerin“ genannt wird? Die, die mit ihrer Sendung, für die sie 2006 eine Romy einheimste, bereits in die fünfte Staffel geht, bei ungebrochen hohen Zuschauerquoten und ungebremstem Zustrom an hoffnungsvollen Kandidaten? „Eigentlich habe ich meine Wurzeln in der Musik“, wehrt Katrin-Cat ab, „ich habe eine Musical-Ausbildung absolviert.“ Ein Cas­ting für ein Musical war es auch, wo Katrin Lampe ursprünglich für das Fernsehen entdeckt wurde. Der damalige ATV-Chef Franz Prenner warf ein Auge auf das zierliche Energiebündel – klein und mit wenig Vokalvolumen, aber erstaunlicher Bühnenpräsenz. Wenig spä­ter saß sie vor einer Videowand im Studio, studierte die Pilotsendung eines neuen, aus Holland importierten TV-Formats, bei dem stramme Burschen vom Land über die Frau ihrer Träume schwärmten, und dachte: „Mein Gott, was ist denn daaas?“ Heute fragt sich so etwas niemand mehr. „Daaas“ ist einfach die Sendung mit der Lam­pe, die Show, mit der sie jeder sofort identifiziert. Das Singen und Songschreiben hat sie trotzdem stets weiterbetrieben, so ­ne­benbei eben. Die Nummern, die dabei entstanden, landeten stets unauffällig verstreut auf diversen Samplern. Mit „Was immer auch kommt“, dem Song für die „Pink Ribbon“-Kampagne gegen Brustkrebs, ließ sie erstmals aufhorchen. Im Herbst 2008 kommt nun endlich die erste richtige, eigene CD heraus, eine Tournee ist bereits in Planung. Und dennoch: Sicherheitshalber hält Frau Lampe ihre beiden Leben feinsäuberlich getrennt, da soll es möglichst keine irritierenden Imageverwerfungen geben. Hier die Dirndl-Katrin, lächelnde Hoffnung traktorfahrender Singles, die auch ihre Unterarmtätowierun­gen überschminkt, wenn sie vom Holzbalkon das Neueste über die Irmi und den Sepp berichtet. Und dort eine verruchte Zwei-Uhr-morgens-Stimme, umrahmt von Nachtklub-Sound, eine Stimme, die von den dunklen Seiten des Großstadtlebens erzählt.

In gewisser Weise sind beide Gesichter echt. „Ich bin ein recht urbanes Pflänzchen. Mir gefällt es, wenn ich auf die Straße gehe, denn dort ist immer was los.“ Andererseits hat sie „bei den Dreharbeiten auf dem Land so viel Wärme und Freundlichkeit erlebt, dass ich da jedes Mal gestärkt zurückgekommen bin“. Zu den Freuden der Bauernbesuche gehört für Katrin Lampe immer auch die Begegnung mit den Tieren. Der Anblick von Kühen, Schafen, Ziegen, Schweinen lässt sofort den professionell kühlen Kamerablick wie weiche Watte zergehen – Schnitt, ruft dann der Regisseur seufzend, und gönnt seiner Moderatorin ein paar Minuten zum Streicheln und Knuddeln. Dabei ist ihr bewusst, dass die Herden auf einem Bauernhof nicht vom Streichelzoo kommen. Es sind Nutztiere, Lebensmittel. „Das ist ja völlig legitim“, meldet sich das tierliebende Herz der Heiratsvermittlerin, „allerdings kommt es sehr darauf an, wie sie gehalten werden.“ Erleichterter Nachsatz: „Zum Glück sind da die österreichischen Bauern vorbildlich.“ Allerdings hat die berufsbedingte Nähe zum landwirtschaftlichen Vieh eine ohnehin vorhandene Neigung zum endgültigen Durchbruch gebracht: Katrin Lampe ist Vegetarierin – „das wirst du, wenn du so viel mit Kälbchen zu tun hast …“ Ab Herbst 2008 kann sie die Liebe zu allem, was faucht und schnurrt, auch am Bildschirm ausleben. „Miss Cat & Co“ wird die Sendung heißen, für deren erste Folgen bereits die Produktion angelaufen ist. ATV unternimmt damit den einigermaßen kühnen Versuch, ein Tiermagazin zu designen, bei dem auch Zuseher unter 60 nicht sofort wegzappen. Peppig und quirlig soll es deshalb sein, mit hohem Promi-Faktor, ohne Vermittlung für herren­lose Goldhamster, aber mit Servicecharakter. Ihre eigenen beiden Hunde, Sunny und Brutus, werden ebenfalls behaglich im Studio liegen und den Ratschlägen, die der Veterinär vom Dienst erteilt, die nötige Glaubwürdigkeit verleihen. Denn ums Wohlfühlen soll es vor allem gehen, um das der kleinen Lieblinge ebenso wie um das innere Gleichgewicht der hoffentlich vielen Frauchen und Herrchen vor den Bildschirmen. Wellness für Tiere, das ist der unentdeckt schlummernde Trend, mit dem „Miss Cat & Co“ Furore machen will. „Die Menschen müssen mehr Verständnis entwi­ckeln, dass ihre eigenen Bedürfnisse nicht unbedingt dieselben sind wie die ihrer Gefährten. Ein Hund, der Pullover tragen und ruhig in der überheizten Wohnung liegen muss, fühlt sich sicher weniger wohl als einer, der bei kaltem Sauwetter über nasse Wiesen und durch Pfützen toben darf.“ Ein Buch zur Sendung mit all diesen klugen Ratschlägen ist bereits im Druck. „Das große Wellness-Buch für Hunde“ wird auch erklären, wie man bei Bello, Rex & Co mit sanfter Massage Verspannungen löst, wie sich Homöopathie für die Tiermedizin einsetzen lässt und wie Musik auf Vierbeiner wirkt (Lampes Hunde hören am liebsten spanische Musik. Beim Cat-Lunette-Sound verdrehen sie ganz verständnislos die Ohren). Sobald der Hunde-Wohlfühl-Almanach die Läden erobert hat, wartet bereits der nächste Band auf seinen Start – erraten, „Das große Wellness-Buch für Katzen“.

Ich bin ein recht urbanes Pflänzchen.
Mir gefällt es, wenn ich auf die Straße gehe, denn dort ist immer was los.
Katrin Lampe

Für die Autorin selbst hat Wohlfühlen üb­rigens nichts mit Faulenzen zu tun – da­für ist sie viel zu quirlig. „Ich bin ständig ir­gend­wie beschäftigt. Selbst wenn ich Zeit zum Nichtstun hätte, schussle ich herum.“ Als der Wiener Echo Verlag vor einiger Zeit prominente Paten für bedrohte wienerische Ausdrücke suchte, also Menschen der Öffentlichkeit, die sich bereit erklären, ein ­selten gewordenes Wort möglichst oft zu verwenden, um es vor dem Verschwinden zu schützen – da entschied sich Katrin Lampe für den Begriff „patschert“. Eine Erinne­rung an die Großmutter, „die hat das oft zu mir gesagt, und noch öfter das Hauptwort ,Patscherl‘ – ich war schon als Kind schusslig und unruhig.“ Katrin Lampe löst die Hand aus der Kraulzone hinter den Ohren von Sunny und greift nach einer Packung Mannerschnitten: „Fast ein Grundnahrungsmittel bei mir. Ich ernähre mich viel von Süßigkeiten, vor allem, wenn ich drehe und keine Zeit habe, mich ums Essen zu kümmern.“ Denn die Sache mit der Ernährung, die verhält sich einigermaßen kompliziert bei der schlanken, offensichtlich fit trainierten 31-Jährigen. Klar: Dass eine Frau ihres Alters und Aussehens kein Fleisch anrührt, liegt fast schon auf der Hand. Die singende Kupplerin leidet aber unter einer rabiaten Unverträglichkeit von Fructose und Lactose – kein Obst, keine Milch­produkte, keine Rede von Frühstücksmüsli oder Fruchttopfen, kein Spur von Ananas, Melonen oder Apfelspalten. Gurkensalat darf es sein, aber kein Thunfisch dazu, „denn der enthält wieder zu viel Histamin.“ Knoblauch ist genauso tabu, der bereitet Magenschmerzen, ebenso allzu scharfe Gewürze. Übrig bleiben da die mollig-milden Kohlehydrate, zum Beispiel eine Buttersemmel mit Marmelade zum Frühstück oder ein Nusskipferl mit Kakao im Café Florianihof. Spaghetti dürfen es zu jeder Tageszeit sein, auch noch spätabends nach dem Joggen. Wobei sie diesen Sport im Niedrigpulsfrequenzbereich betreibt, also mit lustvoller Lang­samkeit: „Am liebsten laufe ich rund um die Ringstraße und sehe mir die Schaufenster an.“ Wie sie es schafft, mit dieser Diät und diesem Sportprogramm ein Federballgewicht von 48 Kilo zu halten, das üppige Dekolleté schon mitgerechnet, bleibt ihr Geheimnis. Ohnehin mehren sich die Stimmen unter den Anhängern ihrer ATV-Show, die fordern, dass ihre Katrin sich ein wenig mehr Fleisch auf die Knochen futtern sollte. „Früher so schön – jetzt nur mehr ein tapeziertes Ripperl“, urteilt etwa ein verzweifelter Fan auf der Home­page des Fernsehsenders. Eine andere Chat-Teilnehmerin findet, „die Beste sollt amal was G’scheits essen!“. „Unsinn“, meint Katrin Lampe, „ich hab ein bisschen abgenommen, als ich mich auf vegetarische Ernährung umgestellt habe. Aber ich bin nicht zu dünn; ich sehe oft genug meine Aufzeichnungen auf dem Monitor und reagiere sofort, wenn ich finde, dass ich nicht gut genug rüberkomme.“

Mittlerweile hat sie gelernt, mit rabiater Kritik an ihrem Auftreten umzugehen. „Es ist ein Zug unserer Zeit, dass Menschen aufs Optische reduziert werden. Und im Fernsehen natürlich erst recht.“ Im Scheinwerferlicht von Chanson-Auftritten wird es nicht viel anders sein. Die Jazzsängerin, Bauernkupplerin, Tierstreichlerin weiß auch, dass sie zu jener Sorte Frauen gehört, die von manchen Angehörigen des eigenen Geschlechts besonders heftig abgelehnt werden: „Dieses Vorurteil gegenüber Frauen, die gut aussehen, das wird gerade von den anderen Frauen am stärksten gepflegt. Man muss sich dann doppelt beweisen.“ Muss man sowieso, wenn man wie Katrin im Zeichen des Steinbocks zur Erde kam, noch dazu „mit Aszendent Zwilling; bei mir mischt sich das Luftige, Flatterhafte mit der erdigen Sturheit.“ Der 23. Dezember ist oben­drein ein höchst unvorteilhafter Geburtstag – wirklich gefeiert wird er nie, aber zu einem echten Christkindl hat’s auch nicht gereicht. Da tut es dann schon gut, wenn man sich Bestätigung und Zuspruch bei jemandem holt, der glaubwürdig „Du bist die Schönste“ sagen kann. In Lampes Fall hieß dieser Mann lan­ge Zeit Bobby Gutdeutsch, Musikproduzent, Freund, Gefährte, Begleiter, Liebhaber – ist aber seit kurzer Zeit nicht mehr an ihrer Seite zu sehen. Krise? Trennung? Da zieht das Katzenlächeln plötzlich einen Trennstrich für die neugierige Öffentlichkeit. Zwar meint Katrin vielsagend: „Ich bin bereit für die große Liebe“, schwächt aber gleich wieder ab: „Beziehung und Privatleben halte ich immer aus der Öffentlichkeit heraus. Dazu ist mir dieser Bereich einfach zu wichtig.“ Also wieder nichts für die Bauernburschen, die vielleicht heimlich gedacht hatten, sie könnten statt der g’stelligen Bewerbermädeln einmal die Moderatorin selber für sich interessieren. Bemüht haben sie sich anscheinend ohnehin, denn selbst die abgebrühte Brautvermittlerin findet rückblickend: „Bei der letzten Staffel waren schon ein paar Buam ­dabei, wo ich mir gedacht hab, aber hallo!“ Nur können sie halt dem Stadtfräulein nicht die richtige Umgebung bieten, trotz all der Tiere, Blumen und friedlichen Landschaft: „Auf Dauer am Land zu arbeiten, das kann ich mir nicht vorstellen.“