Römische Wurzeln, mediterrane Küche, unzählige Inseln und noch unberührte Strände: was will man Meer?
Die größte Halbinsel an der nördlichen Adria hat eine bewegte Geschichte. Bereits seit der Antike ist diese von den Römern geprägt, die zum Beispiel in Pula ein prachtvolles Kolosseum hinterlassen haben. Anfang der Neuzeit (16. Jh.) waren die Küstengebiete Istriens vierhundert Jahre unter venezianischer Herrschaft; heute noch erkennbar am Flair der malerischen Küstenstädte Istriens. Auch im 20. Jahrhundert war das Land weitgehend von Rom geprägt. Nach dem Ersten Weltkrieg kam Istrien als Teil der Region Julisch Venetien zu Italien. Während des Zweiten Weltkrieges kämpften italienische Partisanen zusammen mit Kroaten und Slowenen gegen den Faschismus. Nach dem Frontwechsel Italiens auf die Seite der Alliierten übernahmen 1943 zunächst die Partisanen die Kontrolle, doch unmittelbar danach wurde Istrien als Operationszone Adriatisches Küstenland unter deutsche Besatzung gestellt, die bis zum Frühjahr 1945 andauerte. In der Folge kam es wie schon 1943 zu Vergeltungsmaßnahmen an der italienischen Zivilbevölkerung durch die Partisanen. Hunderttausende italienisch-venezianische Istrianer verließen nach 1945 Istrien im Zuge der Repression durch das Tito-Regime, was zur Auslöschung der alten venezianischen Kultur führte. Heute liegt der Anteil der Italiener in Istrien bei zirka zehn Prozent.
Die Spuren dieser bewegten Geschichte sind in Istrien allgegenwärtig, und wäre da nicht die slawische Sprache, würde man sich fast wie in Italien fühlen. Einer der schönsten Orte, Rovinj, beherbergt das mit Abstand beste Restaurnt Istriens. Rovinj ist ein schöner, beschaulicher Ort, an dem man sich gut erholen und mit der Geschichte und Kultur Istriens auseinandersetzten kann. Das Stadtmuseum beschäftigt sich mit kroatischer Kunst und der archäologischen Geschichte Rovinjs, das Maritimmuseum zeigt Exponate der Meeresbiologie. In der Künstlergasse Grisia befinden sich eine Vielzahl verschiedener Ateliers, die hier gezeigten Exponate sind größtenteils Kitsch für ahnungslose Pensionisten. Da Rovinj ein kleiner Ort mit nur etwa 14.500 Einwohnern ist, kennt man nach dem dritten Spaziergang fast alles. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, empfehlen wir, ein gutes Hotel mit Spa zu buchen. Weiter unten stellen wir Ihnen zwei sehr schöne neue Hotels in Rovinj vor.
Wer nicht nur im Hotel rumliegen und Bücher lesen will, sollte sich in der Nähe von Pula einmieten, der größten Stadt Istriens. Dort gehts im Sommer richtig zur Sache, es gibt hier auch vernünftige Geschäfte zum Shoppen, was in Rovinj mit noch so viel Fantasie selten möglich ist. In Pula gibt es nicht nur eine sehr schöne historische Altstadt mit einer Fußgängerzone und vielen italienisch beinflussten Cafes, auch das Nachtleben mit Bars, Livemusik und dem üblichen Rahmenprogramm findet in Pula dank 57.000 Einwohnern statt. Italienisch ist zweite Amtssprache und spricht hier jeder. Unter Kaiser Augustus wurde in Pula das Amphitheater errichtet, in dem heute auch Konzerte statt finden – Geschichte lebt! Die Fassade ist in großen Teilen erhalten geblieben und bildet eine der Hauptsehenswürdigkeit der Stadt. Daneben gibt es aus der augusteischen Zeit den Rom- und Augustus-Tempel, die teilweise erhaltene Stadtmauer und die Überreste von zwei weiteren Theatern. In Pula wurde 1870 das erste Schifffahrtsmuseum der Welt errichtet. Nahe der Stadt befindet sich der aus vierzehn Inseln bestehende Nationalpark Brijuni. Das Pula Film Festival wird seit 1954 jährlich ausgetragen. Es wird Ihnen also bestimmt nicht langweilig hier. Wem trotzdem nach einem Ausflug ist, der kann ja per Schnellboot einen Abstecher zu anderen Hafenstädten oder Venedig machen. Oder Sie sehen sich einfach das schöne Istrien an. Hier wurde die größte je gefundene Trüffel ausgegraben, von Giancarlo Zigante, der in Livade auch ein gleichnamiges Restaurant betreibt. Leider hobeln sie hier die Trüffel auch übers Wild – was für eine Verschwendung…
Die stets auf Perfketion bedachte deutsche Hotelkette betreibt am nördlichsten Zipfel Istriens dieses gepflegte Hotel mit schönem Pool und nüchternem Design.
Die Münchner Kempinski AG, an der unter anderem auch die Deutsche Lufthansa beteiligt ist, betreibt als älteste Europäische Luxushotelkette viele der schönsten Häuser weltweit; auch auf dem nördlichsten Zipfel Istriens, mit Blick in die Bucht von Piran und das hübsche Slowenische Küstenstädtchen. Architektonisch ist das Hotel nüchtern wie ein städtisches Hallenbad, was angesichts der sonst so gestylten Kempinski-Hotels kaum zu glauben ist. Ist man jedoch erst einmal auf dem Zimmer, sieht das Design versöhnlicher aus. Das Hotel ist ein riesiger Klotz in der Landschaft und von außen gar nicht mal so übel (straßenseitig). Betrachtet man die Fassade vom Pool aus, so blickt man auf eine kalte, verglaste Fassade, die an ein Spital erinnert. Nicht die Spur von mediterranem Design. Darüber tröstet das herrliche Spa mit Indoor-Pool und Hamam schnell hinweg. Das Fitnesstudio ist auch auf dem letzten Stand. Das Frühstück ist opulent wie gewohnt, doch leider ohne direkte Sonneneinstrahlung auf der Terrasse – in der Nebensaison ein Nachteil. Typisch Architekt, die denken an sowas nie. Das tolle Restaurant Kanova mit Meerblick bietet leckere mediterrane Küche.
Von COVER 2012 getestet
www.kempinski.com/de/istria
Nichts ist angenehmer als den Urlaub in einem Hotel zu verbringen, das eines der besten Restaurants des Landes betreibt.
Das Hotel Monte Mulini gehört ebenso wie sein Nachbarhotel zum kroatischen Tabak- und Touristikkonzern Adris Group. Wer jetzt glaubt, dass im Hotel das Rauchen gestattet ist, irrt – obwohl die Konzernbosse das sicher gern gehabt hätten. Das Monte Mulini ist ein schönes, neues und elegantes Luxushotel mit altmodischem Pool, die Tabakmanager sind offensichtlch nicht weit gereist. Die Zimmer mit Meerblick sind gut geplant und man fühlt sich richtig wohl. Das Beste am Hotel ist jedoch die Küche im Restaurant Wine Vault. Dort werkt Chef Tom Gretic und zeigt den Hedonisten, wie gut Kroaten kochen können, wenn man sie lässt. Dass es zu den köstlich abgestimmten Gerichten auch die passenden Weine gibt, lässt bereits der Name des Restaurants erahnen. Und wenn Sommelier Emil Perdec stolz die besten Weine Kroatiens kredenzt, lässt sich erahnen, was in den nächsten Jahren auf uns zukommt. Die augedehnte Pool-Landschaft reicht bis zum Strand und wird nur durch einen öffentlichen Weg unterbrochen, der an der angrenzenden Marina vorbei bis ins Zentrum von Rovinj führt. Der Strand selbst ist nicht aufregend, aber das saubere Meer umso mehr. Im Hotel gibt es auch eine cool designte, aber riesige Bar, die meist ziemlich verlassen aussieht, weil sie wohl etwas zu groß geraten ist. Das Spa-Angebot beinhaltet alles, was man sich von einem modernen Luxushotel erwartet, der Indoorpool erinnert eher an ein Planschbecken. Macht aber nix, denn über einen Gang gelangt man zum ebenso neuen Designhotel Lone, wo es ein riesiges Indoorpool und zusätzliche Behandlungsräume für Massegebedürftige gibt. Die Kombination der Hotels Monte Mulini und Maistra sorgt zusätzlich für etwas Abwechslung im verschlafenen Ort Rovinj.
Von COVER 2012 getestet
www.montemulinihotel.com/de
Designhotels sehen anders aus – aber ist Schönheit alles? Im Hotel Lone begnügt man sich nicht damit und bietet noch viel mehr.
Wer auf Google Maps Rovinj eingibt und das Hotel Lone sucht, findet nur eine Baustelle – so neu ist das Hotel unter der Führung des österreichischen General Managers Peter Lösch. Das Lone ist mit 12 Appartements und 236 Zimmern ein richtig großes Hotel. Design ist hier allgegenwärtig, aber nicht immer angenehm – es stört zum Beispiel, dass jeder in der Lobby sieht, wann ich mein Zimmer verlasse. Auch bei lauten Veranstaltungen wirkt die Lobby wie ein Resonanzkörper. Das ist der Nachteil von Seminarhotels. Wer es ruhiger mag, wechselt besser ins Nachbarhotel. Wer aber mit Kindern unterwegs und nicht so empfindlich ist, der wird sich hier sehr wohl fühlen. Besonders anregend für die Kreativität der Gäste sind die schwarzen Glastische in der Lobby, wo jeder mit einem weißen Stift drauf zeichnen kann, was er will – es sind teilweise sehr unterhaltsame Beiträge dabei…Die Zimmer sind schön und modern, die Terrassen der Nachbarzimmer leider voll einsehbar wie die eigene auch – no privacy! So lernt man wenigstens Leute kennen. Das Spa und der große Indoorpool sind jedenfalls vom Feinsten, wer gerne im Freien schwimmt und Angst vor Fischen hat, kann im Nachbarhotel Eden den riesigen Pool benützen. Kulinarisch ist das Lone auch nicht ohne, was angesichts der großen Zahl an Gästen (speziell bei Seminaren) eine große Herausforderung für die Crew darstellt. Das Spa ist großartig und die Massagen professionell. Für Madame gibt es Kosmetik, logo! Auf der Homepage wirbt das Hotel mit einem „Jazz-Konzert im Nightclub“, der hat aber nur im Juli und August offen. Es ist ratsam, das Lone in der Hauptsaison zu buchen – da ist wenigstens was los. In der Nebensaison versucht man logischerweise, die Hütte durch Seminare voll zu kriegen. Fazit: Ein schönes Hotel.
Von COVER 2012 getestet
www.lonehotel.com/de