Sein Privatvermögen wird auf 5,3 Milliarden Dollar geschätzt, mit seinen Mode- und Luxuslabels setzt er beinahe 2 Milliarden Dollar im Jahr um, und seine klassischen Schnitte gelten als Inbegriff der Eleganz: Giorgio Armani ist ein Star – und die Stars der Traumfabrik sind seine besten Kunden.

Braungebrannt, schlank, unzählige kleine Falten und zurückweichendes weißes Haar. Er sieht aus wie einer dieser As­tro­nau­ten aus den 60er und 70er Jahren, die auf dem Weg zum Mond etwas zuviel Sonne erwischt haben und jetzt nur mehr von den Sternen träumen. Doch der Eindruck täuscht. Giorgio Ar­mani hat mehr Sterne gemacht und kennengelernt, als Neil Armstrong und Buzz Aldrin zusammen aufzählen können – wenn auch nicht auf dem Mond, sondern auf Planet Hollywood. Der berühmte Modemacher baute seit seinen bescheidenen An­fängen als Schaufensterdekorateur ein Lu­xusimperium auf, das zu den größten und bekanntesten der Welt zählt.

Armani war immer ganz vorn dabei – nicht nur mit seinen zeitlos-eleganten De­signs, sondern auch als technischer und sozialer Trendsetter: Er stieg bereits 1999 ins E-Commerce-Geschäft ein und ist dort seither erfolgreich. Er war der erste, der eine Fa­shion-Show live im Internet ausstrahlte (Zitat: „Jetzt kann jeder in der ersten Reihe sitzen“). Er ließ seine Frühjahrs-Sommer-Modeschau 2007 via Handy übertragen und ist „Taufpate“ eines Samsung-Mobiltelefons. Er engagierte als erster keine magersüchtigen Models mehr, nachdem sich die Brasilia­ne­rin Ana Carolina Reston 2006 zu Tode ge­hun­gert hatte. Und er entwarf die eleganten Anzüge für Bruce „Batman“ Wayne alias Chris­tian Bale im Milliarden-Dollar-Kino­hit „The Dark Knight“. Das alles gelang ihm mit harter Arbeit – und einem einfachen Motto, das ihn von vielen anderen Modeschöpfern, deren Hau­te-Couture-Kreationen nur auf dem Lauf­steg gut aussehen, auf sympathische Art un­terscheidet: „Ist ein Kleidungsstück völlig un­praktisch, kann es auch nicht wirklich schön sein.“

Über den Wolken

Bei Mode geht’s nicht nur um Entwürfe und scharfe Schnitte, sondern auch ums Verkaufen. Und das hat der 1934 im italienischen Piacenza geborene Giorgio – der ursprünglich Medizin studieren wollte, aber das gottlob bald aufgegeben hat – schon mit 23 Jahren drauf. Damals beginnt er in einem Mailänder Kaufhaus namens La Rinascente zu arbeiten, als Einkäufer und Leiter der Herrenmodeabteilung. Nach sieben Jahren steigt er dort aus und startet seine Karriere als Designer für Nino Cerrutis Men’s-Wear-Marke Hitman. In dieser Zeit lernt er auch seinen späteren Lebensgefährten und Part­ner, den Architekten Sergio Galeotti, kennen. Mit ihm macht er ein Design-Studio auf, verdingt sich als Freiberufler und gründet 1975 die Firma Giorgio Arma­ni S.p.A. Ausgerechnet in den 70er Jahren, als sich die angeblich zivilisierte Welt im Gefolge der Hippie-Revolution in grauenhaft gelbe Hemden, schlampige Schlaghosen und jämmerliche Jeansgilets hüllt, setzt Armani auf klassisch anmutende Eleganz. Sein junges Unternehmen macht sich erst mit Herren­bekleidung, ein Jahr später aber auch schon mit edlen Stücken für die Damenwelt in der internationalen Szene bemerkbar. Die erste Kollektion präsentiert er unter dem Titel „Giorgio Armani Borgonuovo 21“ (nach seiner Mailänder Firmenadresse, der gut befestigten „Fortezza Armani“) und schafft damit sofort den Durchbruch.

„Das Wesen der Mode besteht darin,
mit einfachen Mitteln etwas Kompliziertes auszudrücken.“
Giorgio Armani

1980 geht Armani in die Luft: Er entwirft Uniformen für die italienische Luft­waffe und zeigt mit seinen schicken Piloten-Outfits, wie vielseitig er ist; später kleidet er dann auch Fußballmannschaften ein. Auch zuvor hat er sich neben den üblichen Sai­son­modellen für Sie und Ihn schon in anderen modischen Bereichen versucht, von der Unterwäsche über Badeanzüge bis hin zu Accessoires. Und seit damals wird in seinen Händen alles zu Gold – was vielleicht daran liegt, dass ihm kurzlebige Modeströmungen egal sind. Kritiker werfen dem Ar­mani-Stil vor, dass man einen 20 Jahre alten Anzug aus seiner Produktion nicht von einem aktuellen Modell unterscheiden könne. Doch darauf erwidert Armani nur: „Mode ist immer eine Mischung aus dem, was gerade kommt, und dem, was gerade geht.“

Hollywood Love Affair

1987 macht Giorgio Armani die Ver­bre­cherjagd schick: Im Brian de Palma-Kino­film „The Untouchables“ tritt der US-Regierungsagent Eliot Ness (Kevin Costner) mit seiner schlagkräftigen Truppe (u. a. Sean Connery und Andy Garcia) gegen Al Capo­ne (Robert De Niro) an – und sie alle tragen Armani-Anzüge, in denen sie unwahrscheinlich gut aussehen. „Ich war schon in meiner Kindheit ein leidenschaftlicher Kinofan“, sagt Armani. „Damals fuhr ich aus Piacenza immer nach Mailand, um mir die neuesten Filme anzusehen. Anfangs liebte ich Western und italienische Komödien, später waren es die Werke des Neorealismo, die auch meinen Freund Martin Scorsese beeinflusst haben. “Hollywood ist aus der Armani-Erfolgs­geschichte nicht wegzudenken. Giorgio war der erste Mode­schöpf­er, der ein Pressebüro in Hollywood eröffnete.

Zu seinen Freun­den zählen neben Robert De Niro auch Tom Cruise, Michelle Pfeiffer, Lindsay Lohan und Katie Holmes, die er modemäßig komplett ausstattet. Beyoncé Knowles, von ihm ebenfalls stiltechnisch betreut, wirbt für sein Par­fum „Emporio Armani Diamonds“. Und seine Kostüme für Kino-Blockbuster sind Legion: Batman, Goodfellas, Tage des Donners, Bodyguard, Natu­ral Born Killers, Heat, Air Force One, Shaft, Spider-Man, Ocean’s Twelve, Krieg der Welten, Casino Royale und und und…Giorgio Armani hat begriffen, wie die zeitgenössische Celebrity-Kultur funktioniert – und sie auch selbst mitgestaltet. Er kleidet Leute ein, die von Mil­lionen im Ki­no, im Fernsehen und in den Klatschspal­ten der Tagespresse gesehen werden, und macht damit seine Marke um einiges bekannter als durch Hunderte von Plakatwerbungen. Nicht umsonst hat ihn das Forbes Magazine schon im Jahr 2000 zum erfolgreichsten De­signer ernannt – mit einem damaligen Jah­res­umsatz von 135 Millionen Dollar. Meisterregisseur Martin Scorsese weiß, warum die Stars in Armani-Mode so gut aussehen: „Giorgios Arbeit ist wirklich zeitlos. Seine Entwürfe sind nicht für den Runway gedacht, sondern dafür, dass Menschen sie tragen und damit ihren Sinn für natürliche Eleganz ausleben können. Selbst wenn ich ihn nie kennengelernt hätte, wüsste ich beim Anblick seiner Designs, dass er ein Künstler ist.“

Solo für Giorgio

„Ich kann es mir erlauben, nachts ins Büro zu gehen, alles zu ändern, was ich will, und das vor niemandem rechtfertigen zu müssen – und das ohne Angst davor, bestimmte Ergebnisse erreichen zu müssen, weil Inves­toren es so entscheiden“, hat Signor Armani einmal gesagt. Er ist der typische Selfmade­man, der seinen Konzern immer noch als pri­vate Aktiengesellschaft führt und das seit dem Tod seines langjährigen Freundes und Partners Sergio Galeotti, der 1985 an AIDS starb, ganz alleine tut. Armani kontrolliert nach wie vor jedes Produkt, das seinen Namen trägt, selbst. Er besucht seine eigenen Nobelrestaurants und Boutiquen, steigt probeweise in seinen Ho­tels ab und ist sich auch nicht zu schade, selbst Hand anzulegen. Und er steht auch al­le Anfechtungen von außen solo durch: 1994 gerät er bei den Ermittlungen gegen Designer, die der Korruption verdächtigt wurden, ins Visier der italienischen Justiz. Er gibt zu, vier Jahre zuvor Steuerfahnder mit Schmiergeldern bestochen zu haben, und wird dafür 1996 zu einer Geldstrafe und neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Auch die US-Tierschutzorganisaton PETA hat ihn aufs Korn genommen: 2007 verspricht er öffentlich, keine Pelze mehr für seine Kreationen zu verwenden; ein Jahr spä­ter jedoch tut er bei seiner Herbst­kol­lektion genau das. Doch Armani steckt diese Image-Probleme genauso locker weg wie die Wirtschaftskrise, die seinem Luxusimperi­um kaum Schaden zugefügt hat. Andererseits ist er heute wirklich alleine. Seine geliebte Mutter starb vor zehn Jahren mit 91; seither lebt der Firmenchef zurückgezogen in seinen diversen prächtigen Wohnsitzen, von der Wohnung in der Unternehmenszentrale über die Villa bei Mailand und das Ferienhaus im Seebad Forte dei Marmi bis hin zum Bungalow auf der italienischen Mittelmeerinsel Pantelleria. Einen Nachfolger für sein Unternehmen hat er bis heute nicht bestimmt. „Ob ich mir schon einmal Gedanken über die Rente gemacht habe?“ fragt er rhetorisch in Interviews – und antwortet sich dann selbst: „Sicher, ich tue das genau in diesem Moment.“ Mehr erfährt man aber nicht, und das seit Jahren. Vielleicht hat er ja seine Nichte Roberta, die derzeit Armanis VIP-Kunden betreut, als Erbin seines großen Namens auserkoren. So könnte er wenigstens sicherstellen, dass weiterhin nur sein Name auf den Produkten seines Hauses steht. Und dass sich die Blutsverwandte an sein Motto halten wird: „Das Wesen der Mode besteht darin, mit einfachen Mitteln etwas Kompliziertes auszudrücken.“


Ein Mann, eine Marke – Giorgio Armanis Divisionen an der Fashion-Front

Die Giorgio Armani Group ist eines der führenden Mode- und Luxus-Firmen­kon­glo­- me­rate der Welt. Sie hat mehr als 5000 Angestellte und stellt ihre edlen Waren – von Bril­len über Uhren, Schmuck, Parfums und Accessoires bis zur Mode – in insgesamt 13 Fabriken her. Verkauft wird weltweit in ca. 500 Armani-eigenen Geschäften.

Giorgio Armani Luxuslabel für Damen und Herren, nicht nur Anzüge, Kleider und Kostüme, sondern auch Kosmetikartikel, Brillen und Düfte…
Emporio Armani „Junge Erwachsene“ 20- bis 30-jährige statten sich mit Konfektionsware dieser Submarke aus, in einem von 140 Stores weltweit oder online. Männliche Sym­bol­figur: Cristiano Ronaldo; weiblicher Vorzeigekörper: Hollywood-Sexbombe Megan Fox.
Armani Collezioni Billiger als Giorgio Armani, aber teurer als Emporio Armani – auch für dieses Unterlabel gibt es eigene Boutiquen; die Kleidungsstücke und Accessoires werden aber auch in einigen Luxuskaufhäusern wie Harrods oder Bloomingdale’s angeboten.
Armani Jeans Selbst die Symbolfigur der Eleganz konnte Denim nicht ausweichen; 1981 rief Giorgio sein eigenes Jeans-Label ins Leben. Die Logos sind hier größer als bei anderen Armani-Labels – wahrscheinlich, weil Jeans-Träger nicht gleich alles mitkriegen…
Armani Exchange auch als A/X bekannt. Hip, relativ preisgünstig, seit 1991 der Draht des Modemachers zur Hollywood- und MTV-Szene. Auffällige Anzeigenkampagnen, gute Website, Streetstyle, Dancefloor-Szene – eines der erfolgreichsten Armani-Labels.
Armani Junior Auch Kinder sollen modisch nicht zu kurz kommen, findet Herr Armani. Und wenn wir schon dabei sind: Armani Teen und Armani Baby gibt’s natürlich auch.
Armani/Casa Wer draußen feine Anzüge trägt, aber daheim in Ikea-Möbeln lümmelt, hat in den 40 Casa-Stores weltweit nichts verloren. Ist man aber auch im eigenen Heim modebewusst, dann wählt man hier schön designte Möbel, Lampen, Bestecke etc. aus.
Giorgio Armani Privé Haute Couture. Nur auf Bestellung. Nichts für arme Leute. Wer es sich leisten kann, dem sieht man das auch an.
Armani Cosmetics Kosmetik, Hautpflege und diverse Düfte in Kooperation mit L’Oréal. Armani Hotels & Resorts Wie sollte es anders sein? Armani gibt es für alle Lebenslagen – mit Luxus-Boutiquen-Hotels (z. B. in Dubai und Mailand), Feriensiedlungen, aber auch Gourmet-Restaurants, Cafés, Süßigkeiten und sogar einer eigenen Lounge-CD-Serie namens Emporio Armani Caffe.